Banking für die Gen Z – wohin geht die Reise für pockid?

Wie lässt sich die Generation Z mit Finanzprodukten ansprechen? Im Interview mit Jes Hennig, dem CEO und Mitgründer von pockid, sprechen wir darüber, mit welchen Bankingangeboten die junge Generation über beispielsweise TikTok, Instagram und Discord erreicht werden kann und welche Services für sie besonders spannend sind.

Über pockid

Gegründet im Jahr 2020, bietet pockid GmbH als erste Neobank Deutschlands jungen Menschen der Generation Z ein Bankkonto mit einer Debit Mastercard an.

Ziel des Unternehmens ist es, eine ganzheitliche Finanzlösung zu entwickeln, mit der junge Menschen bezahlen, sparen und ihre Wünsche erfüllen können. Um dieses Ziel zu erreichen, besteht das Angebot von pockid aktuell aus einem Bankkonto, einer Banking-App sowie einer virtuellen und physischen Debitkarte.


USP von pockid

Interview Banking Gen Z mit Jes Hennig, pockid
Jes Hennig, CEO und Mitgründer von pockid

Herr Hennig, vor der Gründung von pockid haben Sie in verschiedenen Bankinstituten gearbeitet. Wie ist die Idee hinter pockid entstanden?

Vor pockid habe ich längere Zeit in der Bankenwelt gearbeitet und konnte mich in mehreren Stationen bei der Commerzbank, der mBank und JP Morgan mit verschiedenen Akquisitionsstrategien auseinandersetzen. Durch diese Erfahrungen hat sich schnell herausgestellt, dass das größte Problem des Retailbankings im Family Banking liegt.

Meine Einblicke in den amerikanischen Markt haben dann gezeigt, dass es einen starken Bedarf an Bankingangeboten für junge Generationen gibt und das Geschäftsmodell auch erfolgreich funktionieren kann. Relevante Elemente erfolgreicher Player waren unter anderem die Ansprache der Jugendlichen über soziale Medien wie TikTok, Instagram und Discord, sowie ein edukativer Ansatz bei der Lösung der Finanzprobleme junger Menschen.

Da in Europa zu diesem Zeitpunkt noch kein Player eine solche Lösung anbot, habe ich mit meinen Mitgründern Max, Timo und Deepankar entschieden, pockid zu gründen. Anfangs wollten wir uns jedoch als PSD2-Open-Banking-Integration-Plattform positionieren und sind dann nach einem Pivot als Neobank an den Start gegangen.

Wie unterscheidet sich pockid von den Angeboten für Jugendliche der traditionellen Banken und anderen Neobanken?

Kommunikation ist mit Abstand unser wichtigstes Differenzierungsmerkmal. Unsere Kommunikationsstrategie fokussiert sich ausschließlich auf die Zielgruppe der 14- bis 24-Jährigen. Wir sind auf ihren Kanälen bzw. Medien stark präsent und versuchen, unsere Mehrwerte so zu vermitteln, dass die Jugendlichen die Idee, ein Bankkonto bei pockid zu öffnen, eigenständig bei ihren Eltern pitchen können.

Inhaltlich bietet unser Angebot natürlich auch einige Vorteile. So ist unsere Banking-App deutlich interaktiver und ermöglicht die Verfolgung von Ausgaben in Echtzeit. Eltern können die Zahlungen ihrer Kinder über ein webbasiertes Dashboard verfolgen, die Debitkarte konfigurieren und gegebenenfalls sperren. Gleichzeitig ist es für die Jugendlichen möglich, ihre Ausgabengewohnheiten über eine automatische und intelligente Klassifizierung besser zu verstehen und sich durch einen edukativen Content-Ansatz dieser bewusster zu werden. Wir bieten ebenfalls Peer-to-Peer-Zahlungsmöglichkeiten an, was es bislang für junge Leute noch nicht gab.

Welchen Mehrwert bietet pockid für die Eltern Ihrer Kundinnen und Kunden?

Unser Fokus liegt zu 100 % auf der Zielgruppe der Gen Z. Dies betrifft unseren USP[1] als auch die schon erwähnte Kommunikation.

Jedoch bietet pockid ebenfalls für die Eltern einen Mehrwert, da sie die Ausgaben ihrer Kinder in Echtzeit verfolgen können. Durch diese Übersicht können zum Beispiel lehrreiche Gespräche zwischen Eltern und Kindern entstehen, die die Kommunikation als auch die Sensibilisierung der Themen Bank und Finanzen verbessern. Zusätzlich funktioniert die pockid-Debitkarte auch im Ausland, was bei einer traditionellen Girokarte nicht der Fall ist.

  

Banking für die Bedürfnisse der Gen Z

Typischerweise sind Bankangebote für Jugendliche stark preisreduziert, sodass typische Bankkundinnen und Bankkunden erst im mittleren Alter profitabel werden. Wie sieht das Geschäftsmodell von pockid in diesem Bezug aus?

Traditionsgemäß haben Neobanken drei primäre Ertragsquellen: Kontoführungsgebühren, Interchange [Fee][2] und Partnerschaften. Wir wollen uns stark auf Letzteres fokussieren.

pockid fokussiert sich auf junge Menschen der Generation Z. Was passiert mit Kundinnen und Kunden, wenn sie das 18. bzw. 24. Lebensjahr überschritten haben?

Unser Ziel ist es natürlich, die Kundschaft zu behalten. Marktzahlen zeigen, dass Bankkundinnen und -kunden eine Customer Lifetime von 10 bis 20 Jahren haben. Das sogenannte Hausbankmodell bleibt somit eine Realität im Markt.

Nach dem 18. Lebensjahr bleibt das Konto für die Nutzerinnen und Nutzer von der IBAN bis hin zur Debitkarte komplett gleich. Bisher besteht die einzige Änderung darin, dass das Konto in ein eigenständiges Konto transferiert wird und somit die Elternseite wegfällt.

Aktuell fokussieren wir uns vollkommen auf die Bedürfnisse der Gen Z, jedoch wollen wir in den kommenden Jahren unser Angebot weiter ausbauen (beispielsweise bei der Unterstützung im Immobilienkauf).

Am Beispiel Greta Thunberg sieht man, dass der Klimaschutz insbesondere für junge Leute sehr wichtig ist. Wie planen Sie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen einzubauen?

Die Zielgruppe von pockid, also die Gen Z, ist die erste Generation, die mit dem Buzzword „Nachhaltigkeit“ groß geworden ist. Greta Thunberg hat diesen Begriff ganz anders sozialisiert und dem Thema ein neues Gefühl gegeben. Der Bereich „Nachhaltigkeit“ ist deshalb auch sehr wichtig, dennoch ist es für uns als Neobanken ein sehr kompliziertes Thema, da viele Elemente der Wertschöpfungskette damit verbunden sind, die wir nicht beeinflussen können.

In diesem Sinn ist Nachhaltigkeit auch für pockid relevant, jedoch handelt es sich nicht um unsere erste Priorität, insbesondere da das Thema oft für den Schaukasten „missbraucht“ wird. Unser Fokus liegt klar auf der Entwicklung eines Angebots für die Gen Z und dementsprechend einer zielkundenorientierten Kommunikation.

Den Medien kann man entnehmen, dass Sie zukünftig Mehrwert in den Bereichen „Social Commerce“ und Gaming schaffen wollen. Welche Entwicklungen und zukünftigen Angebote sind gerade auf Ihrer Agenda?

Die Vielfalt an Trends bietet eine Menge an neuen Angebotsopportunitäten für pockid. Hierzu haben wir unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten identifiziert. Diese ergeben sich insbesondere in den Bereichen Gaming, Sharing Economy (mit E-Scootern beispielsweise) und Creator Economy (soziale Medien haben hier eine massive Welle der Kreativität bei der Gen Z entfacht). Diese neuen Angebote können dann durch Partnerschaften und Embedded Services integriert werden.

Zukunftspläne von pockid

Haben Sie vor, in andere Länder zu expandieren? Sehen Sie Bedürfnisunterschiede zwischen den verschiedenen Ländern?

Die Vision bei pockid ist klar: der Generation Z das modernste Bankingprodukt anzubieten. Somit liegt der Fokus unseres Unternehmens nicht auf geografischen Märkten, sondern auf einer Generation. Diese Generation wollen wir in ganz Europa ansprechen. Deshalb kommunizieren wir über die verschiedenen Medien größtenteils auf Englisch mit unserer Kundschaft.

Durch die Vielfalt an Kulturen und Sprachen auf einem kleinen Raum birgt der europäische Markt natürlich einige Herausforderungen. Dennoch bleiben die Bedürfnisse und die digitalen Hobbys der jungen Menschen von Land zu Land und auch (fast) global sehr ähnlich. Somit spricht die Lösung von pockid die Gen Z in jedem Land nach dem Prinzip „one product fits all“ an.

Vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen Ihnen und pockid alles Gute für die Zukunft.

 

[1] USP: Unique Selling Proposition
[2] Interchange Fee oder Interbankenentgelt ist jene Gebühr, die bei jeder Kartentransaktion vom Acquirer (Bank des Händlers) an den Issuer (die kartenausgebende Bank) gezahlt wird.

[1] USP: Unique Selling Proposition
[2] Interchange Fee oder Interbankenentgelt ist jene Gebühr, die bei jeder Kartentransaktion vom Acquirer (Bank des Händlers) an den Issuer (die kartenausgebende Bank) gezahlt wird.

Wie lässt sich die Generation Z mit Finanzprodukten Ihrer Meinung nach ansprechen?

Sprechen Sie uns gerne an!

Joel Theisen / Autor BankingHub

Joël Theisen

Manager Office Luxembourg
Louka Delautre / Autor BankingHub

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Praktikant zeb
Floyd Schindler / Autor BankingHub

Floyd Schindler

Praktikant zeb

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