Herausforderungen im KMU-Auslandszahlungsverkehr – können FinTechs helfen?

Deutsche mittelständische Unternehmen stehen vor vielfältigen Herausforderungen und Hürden im internationalen Zahlungsverkehr. Im Interview gibt uns Till Keller, Managing Director FX Sales – Germany, Switzerland, Austria bei Ebury, Einblicke in aktuelle Herausforderungen im Auslandszahlungsverkehr und zeigt auf, wie man diese bewältigen kann.

Treiber im Auslandszahlungsverkehr

Till Keller von Ebury im Interview
Till Keller, Managing Director FX Sales – Germany, Switzerland, Austria bei Ebury

Hallo Herr Keller, der Außenhandel in Europa wächst, die Verflechtung der Unternehmen mit der globalen Wirtschaft nimmt zu. Welche Treiber für den Auslandszahlungsverkehr sehen Sie?

COVID-19 hat das Wachstum des elektronischen Handels massiv beschleunigt, weil Unternehmen gezwungen waren, über digitale Kanäle mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. Dadurch wurden immer mehr Zahlungen online abgewickelt. Da zusätzlich auch Interaktionen zwischen Kaufenden und Verkaufenden zunehmend online stattfinden, werden gleichzeitig Hindernisse im internationalen Handel sowohl für Endverbrauchende als auch für Unternehmen weiter abgebaut.

Innovationen im Zahlungsverkehr und im Devisenhandel geben Unternehmen mehr Sicherheit und Planbarkeit bei Auslandsgeschäften. Während Banken ihren Kunden mit internationalen Ambitionen oft nur zögerlich zur Seite stehen, bieten agile FinTech-Firmen jeder Größe ein breites Spektrum an Lösungen an. Das vereinfacht internationale Geschäfte, was zu mehr Auslandszahlungen führt.

Herausforderungen für deutsche mittelständische Unternehmen

Worin sehen Sie die Herausforderungen für deutsche mittelständische Unternehmen in Bezug auf den Auslandszahlungsverkehr und Fremdwährungen? Wie kann Ebury hier unterstützen?

In unseren Gesprächen mit deutschen Unternehmen sind die vielfältigen Herausforderungen und Hürden im internationalen Zahlungsverkehr ein immer wiederkehrendes Thema. Die folgenden drei Bereiche stechen hier besonders hervor:

  • Kosten: Internationale Zahlungen werden meistens per Auslandsüberweisung getätigt. Diese Überweisungen sind teuer, da Banken häufig hohe Gebühren je Überweisung erheben. Hinzu kommt, dass die Zahlung oft über zwischengeschaltete Banken läuft, was ebenfalls Kosten verursacht. Diese können sich mitunter auf über 100 Dollar summieren und werden vom Nennwert der Zahlung abgezogen. Folge: Die Zahlungsempfänger/-innen erhalten ihrerseits einen niedrigeren Betrag, was oftmals zu Problemen führt. Durch Eburys globales Zahlungsnetzwerk sind wir in der Lage, viele Überweisungen über einen lokalen Zahlungsverkehr durchzuführen. So fallen viel geringere Kosten an.
  • Geschwindigkeit: Da Überweisungen häufig über zwischengeschaltete Banken laufen, kommt es oft vor, dass Zahlungen aufgehalten werden und sich der Zahlungseingang bei den Empfänger/-innen verzögert. Dank unserer lokalen Zahlungsrouten können wir Zahlungen oft taggleich abwickeln.
  • Ungesichertes FX-Exposure: Unternehmen sind sich nicht immer der Risiken von Währungsschwankungen bewusst. Ungesicherte Zahlungen in Fremdwährung können die Kosten bei unvorteilhafter Wechselkursentwicklung erheblich steigern. Unser Risikomanagement hilft Unternehmen, Währungsrisiken bei grenzüberschreitendem Handel zu minimieren.

USP von Ebury

Zahlungsverkehrsprodukte sind leicht austauschbar, die Differenzierung scheint schwierig. Was genau ist der USP von Ebury?

Ebury ist ein Full-Service-Finanzdienstleister für kleine und mittelständische Unternehmen mit internationalem Geschäft. Als FinTech stellen wir unseren Kunden ein breites Spektrum an effizienten, digitalen Lösungen zur Verfügung, ohne dass sie auf individuelle und persönliche Beratung verzichten müssen. Diese Kombination macht uns so erfolgreich und hebt uns vom Wettbewerb ab.

Im Gegensatz dazu haben Banken beispielsweise Schwierigkeiten, kleineren Unternehmen Zugang zu internationalen Märkten zu verschaffen, da ihre Infrastrukturkosten hoch sind. Wir haben eine starke globale Präsenz aufgebaut, die durch unsere digitale Plattform und das weitreichende Netzwerk an Spezialistinnen und Spezialisten gestützt wird. So können wir Kunden in ihren lokalen Märkten betreuen und ihnen Zugang zu über 130 Währungen bieten.

Wie kann Ebury die Wettbewerbsvorteile in seinem Geschäftsmodell langfristig sichern?

Unser täglicher Antrieb ist es, internationale Geschäfte für mittelständische Unternehmen zu erleichtern und unsere Kunden nachhaltig erfolgreich zu machen. Wir entwickeln unser Produktangebot konsequent weiter und fügen ständig neue Funktionen hinzu. Aktuell bieten wir marktführende Lösungen für Cash-Management, Zahlungsverkehr und Handelsfinanzierung an. Gleichzeitig ermöglichen wir allen Kunden Zugang zu einem maßgeschneiderten FX-Risikomanagement, welches in der Bankenwelt häufig nur Großunternehmen vorbehalten ist. Wir sind stolz auf den engen Draht zu unseren Kunden – wir verstehen ihre Bedürfnisse dank unseres täglichen, intensiven Austauschs. Gepaart mit der ständigen Weiterentwicklung unserer Produkte wird uns das nachhaltig von der Konkurrenz abheben.

Auslandszahlungsverkehr der Zukunft

Welche Rolle spielen neue Marktentwicklungen (z. B. Krypto, Stablecoins und CBDC) für den Auslandszahlungsverkehr in der Zukunft?

Viele Marktteilnehmende sind der Meinung, dass Web3 eine der aufregendsten technologischen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts ist und ein großes Potenzial zur Revolutionierung des internationalen Handels bietet.

Stablecoins können dazu beitragen, die Macht des Internets zu nutzen, um Zahlungen noch schneller abzuwickeln und gleichzeitig die Stabilität von Fiat-Währungen zu erhalten. Kryptowährungen wiederum bieten einem Großteil der Entwicklungsländer ein alternatives Finanzsystem. Die rasche Entwicklung digitaler Zentralbankwährungen (CBDC) zeigt, wie ernst Regierungen und Zentralbanken dieses aufstrebende Ökosystem nehmen. Wir beobachten die Entwicklung in diesem Bereich sehr intensiv und werden auch in Zukunft den technischen Fortschritt zur Entwicklung von Lösungen nutzen, die unsere Kunden im grenzüberschreitenden Handel unterstützen.

Lieber Herr Keller, vielen Dank für den interessanten Austausch! Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg!

Welche Herausforderungen sehen Sie im Auslandszahlungsverkehr?

Sprechen Sie uns gerne an!

Nikola Jelicic / Autor BankingHub

Nikola Jelicic

Expert Partner Office Wien

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