Open Banking – viel mehr als PSD2

Open Banking bezieht sich auf die Praxis der sicheren Weitergabe von Finanzdaten mit Zustimmung der Kunden. Der Datenaustausch zwischen der Bank und autorisierten Dritten (z. B. Finanzinstituten, FinTechs und Unternehmen, die derzeit nicht zwingend im Finanzsektor tätig sein müssen) wird über so genannte Application Programming Interfaces, kurz „APIs“, ermöglicht.

Diese drastische Reduzierung der Barrieren für Daten innerhalb des Bankensektors wird zu bedeutenden Produkt- und Serviceinnovationen, Verbesserungen der Cybersicherheit sowie letztlich zu einer Vereinfachung der Kundenreise führen. Open Banking ist daher Teil eines breiteren Trends zum Datenaustausch und zum Abbau von Barrieren für den Datenzugriff bei gleichzeitiger Erhöhung der Kontrolle der Kunden über ihre Daten.
Open Banking heuteOpen Banking: Banking heute

Evolution Open Banking

Open Banking ist aus der EU-PSD2-Verordnung hervorgegangen, deren ursprüngliche Intention es war, mehr Wettbewerb und Innovation in den Finanzdienstleistungssektor zu bringen. PSD2 zwingt die Banken, spezielle APIs für die sichere gemeinsame Nutzung der Finanzdaten ihrer Kunden zur Kontenaggregation und Initiierung von Zahlungsvorgängen anzubieten. Obwohl die PSD2 keinen spezifischen offenen Standard erfordert, schafft sie einen rechtlichen Rahmen, innerhalb dessen sich sowohl die Open-Banking-Standards des Vereinigten Königreichs als auch der EU (z. B. STET, Berlin Group) bewegen müssen.

PSD2 ist jedoch nicht der einzige Trend, der eine Verlagerung des Sektors in Richtung Open Banking vorantreibt. Wir identifizieren vier allgemeine Branchentrends, die etablierte Unternehmen zwingen, ihre Geschäftsmodelle zu überarbeiten, um ihre aktuelle Marktposition aufrechtzuerhalten.

Die Kombination dieser vier Trends hat zu dem Phänomen geführt, das wir Open Banking nennen.

Open Banking als Kombination von vier TrendsOpen Banking als Kombination von vier Trends

Auswirkungen von Open Banking in drei Dimensionen

Open Banking ist viel umfassender als PSD2; es ist ein systematischer Paradigmenwechsel in der Bereitstellung von Financial Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Wir glauben, dass die Auswirkungen von Open Banking in drei Dimensionen spürbar sind und zu erheblichen Veränderungen in den Ökosystemen, Plattformen und Portalen der Banken führen werden.

  1. Produkt- und Serviceangebote
    Wird Open Banking zu einem modularisierten Produkt- und Serviceangebot, also zu einer Art Spezialisierung führen, oder wird es auch weiterhin vollständige Produkt- und Serviceangebote von etablierten Akteuren auf dem Zukunftsmarkt geben?
  2. Branchenkonzentration
    Wird Open Banking zu einer einzigen EU-weiten marktbeherrschenden Plattform führen, die aufgrund von „Winner-takes-all“-Effekten von anderen Finanzdienstleistern genutzt werden muss, oder werden mehrere Akteure und Plattformen im Zukunftsmarkt koexistieren können?
  3. Akteure
    Wird Open Banking es Nichtbank-Akteuren wie Big Techs (Apple, Facebook usw.) ermöglichen, in den Markt einzutreten, oder wird es den klassischen Banken gelingen, ihre Marktführerschaft im Finanzdienstleistungssektor zu behaupten?
Open Banking: Auswirkungen in drei DimensionenOpen Banking: Auswirkungen in drei Dimensionen

Die Richtung des Open Banking entlang jeder dieser Achsen ist sorgfältig zu beobachten und kann durch mehrere Faktoren beeinflusst werden. Banken werden in die Lage versetzt, (Kunden-) Daten und Services jenseits der regulatorischen Anforderungen zu bündeln und zu verteilen, um so ihr eigenes Produktportfolio anzureichern.

Fazit

Banken oder Nichtbanken können von neuen Partnerschaften und einer breiteren Basis an zugänglichen Daten anderer Finanz- und Nicht-Finanzdienstleister profitieren, indem sie den Kunden neue Mehrwertdienste anbieten. Services, die sie nicht selbst aufbauen oder betreiben müssen.

Open Banking ermöglicht es Banken auch, Beziehungen zu externen Entwicklern aufzubauen, was zu einem tieferen Verständnis des Marktes und der Endverbraucher führt und auch bessere Entscheidungen über Produkte und Kanäle ermöglicht.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die PSD2 ins Leben gerufen wurde, um den Wettbewerb in der Finanzdienstleistungsbranche zu intensivieren, doch das Open Banking kann weit mehr. Das fängt bei der kontinuierlichen Steigerung der Kundenorientierung an und mündet in einer verstärkten finanziellen Integration mit Mehrwertdiensten und weiteren Verbesserungen wie beispielsweise der Senkung der Überziehungsgebühren. Es ist offensichtlich, dass Open Banking sowohl die klassische Kunde-Bank-Beziehung als auch das Bankgeschäft im Allgemeinen auch noch lange nach Einführung von PSD2 verändern wird.

Sprechen Sie uns gerne an!

Nikola Jelicic / Autor BankingHub

Nikola Jelicic

Expert Partner Office Wien

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